Ob es sich bei dem folgenden Fall um eine radikuläre Zyste oder um ein ausgeprägtes Granulom handelte, lässt sich natürlich ohne histologische Untersuchung nicht sicher beurteilen.
Allerdings gibt es einige Hinweise die für eine Zyste sprechen. Die Läsion ist relativ scharf begrenzt und palpatorisch konnte eine prallelastische Fluktuation über den Wurzelspitzen der Zähne 21 und 22 festgestellt werden.
Die Zähne 21 und 22 zeigten einen Lockerungsgrad II. Bei der thermischen Vitalitätsprobe (Kälte) reagierte 21 negativ, 22 schwach positiv. Zwischen 11 und 21 sowie zwischen 21 und 22 konnten Fisteln gefunden werden, aus denen sich bei Manipulation massiv Sekret und Eiter entleerte (akute Exazerbation).
Anamnestisch konnte ein mehrere Jahre zurückliegendes Trauma eruiert werden. Dabei war es zur Luxation von 11, 21 und 22 sowie zur Kronenfraktur 21 (Grad ?) gekommen. Zahn 11 wurde kurze Zeit später endodontisch behandelt.
Nach Aufbereitung und Desinfektion mit CHKM besserte sich die klinische Situation. Die Fisteln heilten ab und der Lockerungsgrad der Zähne reduzierte sich. Nach Probewurzelfüllung mit Ca(OH)2 konnte schließlich die Wurzelfüllung eingebracht werden. Ich hätte gern etwas weniger Endomethasone N überpresst, allerdings kann man so den vorhandenen „Hohlraum“ deutlich erkennen.
Ein Jahr später ist die klinische Situation unauffällig. Der Lockerunggrad der Zähne liegt wieder bei 0, der Patient ist schmerzfrei – auch bei Perkussion. Röntgenologisch zeigt sich fortschreitende knöcherne Regeneration, bei beiden Zähnen ist wieder ein normaler PA-Spalt erkennbar. Der überpresste Sealer wird langsam resorbiert. Natürlich ist eine regelmäßige Röntgenkontrolle nötig.