Ca(OH)2 wird nach wie vor als medikamentöse Einlage empfohlen. Dabei ist die begrenzte antibakterielle Wirkung hinlänglich bewiesen (Sathorn et al. 2007, Siqueira et al. 1999, Waltimo 2005).
Insbesondere Enterococcus faecalis, der oftmals mit therapieresistenten Formen der apikalen Parodontitis in Verbindung gebracht wird, wird durch Ca(OH)2 nicht abgetötet (Gomes et al. 2005, Haapasalo und Orstavik 1987, Krithikadatta et al. 2007, Sukawat et al. 2002, Tanriverdi et al. 1997, Vivacqua-Gomes et al. 2005).
Warum man begrenzt wirksame Medikamente verwenden sollte, erschließt sich mir nicht. Die endodontische Behandlung wird da zum Glücksspiel mit ungewissem Ausgang – wie beim folgenden Fall:
Im Mai 2007 wurde als Zufallsbefund im OPG eine apikale Parodontitis an den Zähnen 16 und 46 diagnostiziert. Der Patient hatte lediglich ein temporäres Druckgefühl an Zahn 46 bemerkt.
Beide Zähne wurden in analoger Weise behandelt:
- Spülung mit NaOCl 5% (Histolith) und H2O2 3%
- 2 Einlagen mit Ca(OH)2 (Calcicur)
- Langzeiteinlage mit Ca(OH)2 (Gangraena Merz)
Das Ergebnis hätte allerdings nicht unterschiedlicher sein können. Während Zahn 46 bereits bei der Wurzelfüllung eine Ausheilung der apikalen Läsion zeigte, blieb die Läsion an Zahn 16 unverändert.
Nach dem Wechsel meines Behandlungsprotokolls wurde der Zahn 16 revidiert. Nach geduldiger Desinfektion mit CHKM konnte die apikale Parodontitis vollständig ausgeheilt werden. Der Patient ist natürlich beschwerdefrei.